Geschichte in Kurzform
Älteste öffentliche Schmalspurbahn Deutschlands
Der erste Spatenstich zum Bau der Schmalspurbahn Hainsberg – Dippoldiswalde – Schmiedeberg erfolgte am 16. Juli 1881 nahe der Rabenauer Mühle. Ein Jahr später, am 1. November 1882, wurde sie als zweite sächsische Schmalspurbahn eröffnet. Im Januar 1882 erfolgte die Genehmigung zur Weiterführung der Strecke bis Kipsdorf. Die Eröffnung der gesamten Strecke erfolgte am 3. September 1883, nach nur 2 Jahren und 2 Monaten Bauzeit. Bis 1905 gab es im Rabenauer Grund einen Tunnel, der aber für die Einführung des Rollbockverkehrs nach oben geöffnet wurde. Im Zusammenhang mit dem Bau der Talsperre Malter von 1908 bis 1913 musste die Strecke zwischen Spechtritz und Dippoldiswalde auf 6,9 km neu trassiert und höher gelegt werden. Eine schmalspurige Verbindung mit dem Wilsdruffer Schmalspurnetz wurde 1913 durch den Bau eines Dreischienengleises (PHV-Gleis) zwischen Hainsberg und Potschappel hergestellt. 1924 konnte nach mehreren Jahren Bauzeit die 4,26 km lange Streckenverlegung zwischen Obercarsdorf und Buschmühle in Betrieb genommen werden. Diese war einerseits durch die Beseitigung der ungünstigen Ortsdurchfahrt in Schmiedeberg, andererseits durch den geplanten, jedoch nicht zur Vollendung gekommenen Abzweig der Pöbeltalbahn nach Moldau notwendig geworden. Für die Bewältigung des starken Wintersportverkehrs wurden die Bahnhofsanlagen in Kipsdorf bis 1934 neu gebaut.
Von Anfang an hatte die Strecke eine große Bedeutung für den Güter- und Touristenverkehr. In den Jahren seit Betriebsbeginn entwickelte sich eine bedeutende Industrie im Tal der Roten Weißeritz. Entlang der Strecke wurden in den Bahnhöfen Ladegleise errichtet und auf der freien Strecke sorgten eine Vielzahl an Zweiggleisen für einen raschen Aufschwung der Fabriken und Wirtschaft. Der Ausflugsverkehr nahm durch die Bahn schnell zu. Es entstanden entlang der Strecke Hotels, Pensionen und Ausflugsrestaurants. Als besonders beliebte Ziele entwickeln sich der Rabenauer Grund, die Talsperre Malter, sowie besonders durch Wintersportler der Endpunkt Kurort Kipsdorf im Osterzgebirge.
Die Strecke überstand trotz vieler Versuche zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße auch die Einstellungswelle, die bis zu Beginn der 70er Jahre dauerte und viele sächsische Schmalspurstrecken ereilte. Sie zählt seit 1975 zu den zu erhaltenden Schmalspurbahnen in der DDR. Nach der Wende gab es 1990 einen Rückgang der Güterverkehrsleistungen, welcher durch die Einstellung der Produktion vieler Betriebe an der Strecke verursacht wurde.
1994 stellte die Deutsche Bahn AG den Güterverkehr ein. 1998 stand die Bahn auch im Personenverkehr kurz vor der Betriebseinstellung. Dies konnte in letzter Minute durch entsprechende Verträge zwischen dem Verkehrsverbund Oberelbe und der DB Regio AG abgewendet werden. Am 31.12.2000 übernahm die „Mitteldeutsche Bahnreinigungsgesellschaft mbH, Niederlassung Leipzig“ (kurz BRG – ein Tochterunternehmen der DB AG) im Auftrag von der DB Regio AG die Betriebsführung der Schmalspurbahn.
Am 12. und 13. August 2002 zerstörte ein Jahrhundert-Hochwasser die Gleisanlagen auf mehreren Streckenabschnitten. So u. a. in Freital-Coßmannsdorf, zwischen Rabenauer Grund und Spechtritz, Dippoldiswalde und Obercarsdorf sowie Schmiedeberg und Kurort Kipsdorf. Glücklicherweise erreichten die beiden Züge rechtzeitig die Bahnhöfe Freital-Hainsberg bzw. Dippoldiswalde und es kamen keine Personen und auch keine Fahrzeuge zu Schaden. Der Betrieb wurde eingestellt und eine Zeit lang ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Eine durch die IG Weißeritztalbahn e. V. ins Leben gerufene Spendenaktion für den Wiederaufbau fand Ihre Resonanz bei Eisenbahnfreunden in der ganzen Welt. So konnten zwei Teilabschnitte mit den Spendengeldern wieder aufgebaut werden und als „Lichtblick“ im Dezember 2002 die ersten Sonderfahrten zwischen Seifersdorf und Dippoldiswalde durchgeführt werden. Durch die IG Weißeritztalbahn wurde seit 2002 durch vielfältige öffentlichkeitswirksame Aktionen immer wieder auf einen baldigen Wiederaufbau gedrängt. Nur dadurch konnte der Wiederaufbau überhaupt erreicht werden.
Da die Deutsche Bahn AG bereits in den neunziger Jahren begonnen hatte, ihre Schmalspur-bahnen Oschatz – Mügeln – Kemmlitz, Zittau – Kurort Oybin / – Kurort Jonsdorf und Cranzahl – Kurort Oberwiesenthal an andere Betreiber abzugeben, kamen Ihr die Hochwasserschäden gelegen, dies nun auch bei der Weißeritztalbahn umzusetzen. Mit der BVO Bahn GmbH (Betreiber der Fichtelberg- und Lößnitzgrundbahn) wurden begonnen das komplizierte Vertragswerk zur Übergabe der Strecke und der Fahrzeuge zu erstellen. Gleichzeitig begannen durch diese die ersten Planungen für den Wiederaufbau. Am 14.09.2004 wurde mit einem „verfrühten“, aber rechtzeitig vor den Wahlen im Freistaat Sachsen durchgeführten „Spatenstich“ an der Rabenauer Mühle der vermeintliche Beginn des Wiederaufbaus gefeiert. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt weder eine fertiggestellte Planung noch eine gesicherte Finanzierung. Erst 2007 konnten die letzten offenen Probleme gelöst werden und mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Am 13.12.2008 konnte feierlich der 1. Teilabschnitt zwischen Freital-Hainsberg und Dippoldiswalde in Betrieb genommen werden. Nun heißt es zügig die Planungen für den Abschnitt Dippoldiswalde – Kurort Kipsdorf voranzutreiben. Die Finanzierung durch den Freistaat Sachsen wurde durch den Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich am 13.12.2008 bestätigt, jedoch steht noch immer kein Termin der Bauausführung des weitaus weniger durch die Flut geschädigten Abschnittes Dippoldiswalde – Kurort Kipsdorf fest.
Nach dem kompletten Wiederaufbau wird die dienstälteste öffentliche Schmalspurbahn Deutschlands wieder dem Öffentlichen Schienen-Personen-Nahverkehr (SPNV) und als Touristenattraktion dienen. Sie verbindet dann wieder drei wunderschöne Naherholungs-gebiete und gilt durch diese Landschaftsvielfalt als eine der schönsten Strecken Europas. Die Unterschiedlichkeit des Osterzgebirges, des Gebietes der Talsperre Malter und der wildromantische Rabenauer Grund machen den Reiz der Strecke aus. Der für den Schienenpersonennahverkehr verantwortliche Zweckverband “Verkehrsverbund Oberelbe” hat mit der „Sächsischen Dampfeisenbahn GmbH“ die zu erbringenden Verkehrsleistungen im Personenverkehr vertraglich geregelt.
Dezember 2008
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